Hüttener Kirche

Sie sind hier: Startseite » Gemeinde » Kirche Hütten

Kirche Hütten

Geschichte

Als 1260 die dänische Königin Mechthildis das dichtbewaldete Grenzgebiet zwischen Eider und Schlei, ihr Krongut, an die beiden holsteinischen Grafen Johann und Gerhard, ihre beiden Brüder, verpfändet, setzt verstärkt die Besiedlung dieses Raumes durch holsteinische Ritter und Bauern ein.

„To de Hutten" wird 1363 aus dem Adelsgeschlecht der Sestede ein Ritter Marquardt de Sestede bezeugt, der auf einer ins Autal hineinreichenden Höhenzunge und wohl auf dem abgeholzten Gelände einer Glashütte eine Wasserburg anlegt.

Der Ritter bezieht auch die Kirche mit den meterdicken Mauern in seine Verteidigungsanlage ein; daher die Lage der Kirche in der Auniederung und in der Nähe des Rittersitzes.

Bauentwicklung

Die Kirche, vermutlich erst nach 1260 erbaut, wird urkundlich erstmals 1319 erwähnt. Sie war anfangs ein Backsteinbau mit flachgedecktem, langrechteckigem Schiff und vermutlich einem eingerückten Kastenchor daran. Dieser Erstbau stellt noch den Kern des heutigen Baues dar. Zwei Portale in der Süd- und Nordwand, Männer- und Fraueneingang, lagen sich im westlichen Drittel der Kirche gegenüber.

Um 1520 erwirbt Herzog Friedrich von Schloß Gottorf in Schleswig vom Ritter Sievert von der Wisch, dem der Rittersitz seit 1511 gehört, das Rittergut Hütten im Tausch gegen Gut Grünholz in Schwansen und macht es zu einem Vorwerk von Schloß Gottorf. Er läßt das Vorwerk von Vögten verwalten oder verpachtet es. Außerdem wird Hütten zum Verwaltungsmittelpunkt der Barchharde, später auch Hüttenharde genannt. Ein Teil davon wurde das heutige Amt Hütten.

Der Rittersitz Hütten war durch die Niederlegung der beiden anliegenden Dörfer und ihrer Ländereien, nämlich Ankendorf (im heutigen Unterhütten) und Elmendorf (im heutigen Oberhütten) nebst Streubesitz in anderen Dorfgemarkungen zu einem Rittergut angewachsen.

Schon im Erwerbsjahr 1520 legt der baufreudige Herzog den Grundstein zu einem Chor für die Kirche. Das beweist eine vermauerte Inschrifttafel in der Südwand des Chores, auf der in erhaben ausgearbeiteten, mittelalterlichen Minuskeln mit Kapitallettern, ins Hochdeutsche übertragen, zu lesen steht:

„Nach Christi Geburt, unseres Herrn Jahr, Tausendfünfhundertzwanzig offenbart: Herzog Friedrich, zu Holstein und Schleswig ein Herr, Legte den ersten Stein am 15. Tag im Dezember Zu Hütten in den Chor, Gott und Maria zu Ehren, Den Heiligen Andreas und Nikolaus, den großen Herren."

Den Chorinnenraum bilden zwei querrechteckige Joche mit einem 3/8-Schluss, die von spätgotischem Kreuzrippengewölbe überwölbt werden. Er weist fünf spitzbögige Fenster auf, von denen das mittlere über dem Altar vermauert ist.

Wohl gleichzeitig entstand aus dem einfachen Kirchenraum eine - sehr ungewöhnlich - zweischiffige, gewölbte Anlage von drei Jochen mit quadratischen Kreuzrippengewölben, auf drei runden Mittelsäulen ruhend.

Als 1877 die Südwand der Kirche auswich und sich in den Gewölben Risse zeigten, wurde die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen. Nach 5 Jahren intensiver Begutachtung entschlossen sich die Experten, das Gewölbe herauszureißen und eine polygone (vielwinklige), gebrochene Decke einzuziehen. Das Innere der Kirche erfuhr damals durch den Architekten F. Faber ein ganz anderes Aussehen. Tischlermeister Johann Jürgen Naß aus Hütten zog die heute (1983) noch liegende Decke ein, erstellte ein neues Gestühl und baute eine Empore. Die Ansatzstellen des ehemaligen Gewölbes verschwanden unter Putz. Nur noch an der Westwand sind die ursprünglichen drei Spitzbogenblenden mit doppelt gestufter Leibung verblieben. Vom Turm aus führt nun durch die mittlere Spitzbogenblende der Haupteingang in die Kirche.

Aufgekommene Zweifel an der Notwendigkeit der Beseitigung des Gewölbes wurden bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1965/66, als die Gewölbeansatzstellen in den Mauern wieder zutage traten, durch nochmalige statische Berechnungen ausgeräumt.

Der Altar

Marienaltar
Marienaltar Heute kann dieser Altar im Stadmuseum in Flensburg besichtigt werden.

In den Chor hinein ließ der Herzog einen 1517 in Köln gearbeiteten fünfflügeligen Schnitz- und Gemäldealtar von bedeutender Qualität stellen. Im geschnitzten Hauptfeld dieses Altars steht die Madonna mit dem Kind auf der Mondsichel im Strahlen- und Rosenkranz, umgeben von den 12 Aposteln, die als Halbfiguren um den mandelförmigen Kranz geordnet sind. Das knapp einen Meter hohe Schnitzbild der nachdenklich ernsten Gottesmutter mit dem Kinde, das schon das Zeichen der Passion trägt, bezeugt die ernste Auffassung vom Wesen der Mutter Maria hierzulande am Vorabend der Reformation. Der rechte und linke Flügel zeigen die Gründer des Benediktiner- und Franziskanerordens sowie unten geistliche und weltliche Vertreter. Die Predella (Aufsatz) stellt in einem Gemälde die Ankunft und die Marter der 12.000 Jungfrauen in Köln dar, wovon auch die lateinische Inschrift über dem Gemälde berichtet.

1859/60 wurde der Altar „unter der Hand" an das Städtische Museum in Flensburg verkauft, wo er nach einem Aufenthalt in Kopenhagen heute noch betrachtet werden kann.

An seine Stelle trat ein vom Architekten Holm in Rendsburg entworfener Altar von wenig künstlerischem Wert, von dem nach der Kirchenrenovierung 1965/66 nur noch das Kruzifix verblieb, das in der oben erwähnten Ost-Fensternische des Chores hängt. Den heutigen Altartisch bildet eine polierte Granitplatte aus Schweden, ruhend auf roten, großformatigen Backsteinen.

Die Taufe

Taufbecken Hütten
Taufbecken Hütten 1670 aus einer alten Glocke umgegossen

Früher im Mittelgang des Chores und heute nach einer Reparatur vor der Sakristei steht die eigenartige Tauffünte, die 1670 aus einer alten Glocke umgegossen wurde. Auffällig sind die beiden Kugelkappen als Fuß und Schale. Die langen Inschriften berichten von dem Stifter, dem vielbeamteten Hans Heinrich von Kielmannseck, und weisen auf Bibelzitate hin.

In die Fünte eingesetzt ist eine 1749 von dem Eckernförder Bürger und Handelsherrn Johann Hass gestiftete Messingtaufschale, die innen eine in den Boden getriebene Darstellung der Verkündigung an Maria zeigt. Die Schale ist zweimal mit Minuskelfriesen (mittelalterliche Buchstaben) umzogen. Solche Art Becken gibt es vielfach in schleswig-holsteinischen Kirchen; sie wurden seit dem Mittelalter in ähnlicher Form für lange Zeit in Nürnberg hergestellt.

Die Kanzel

Hüttener Kanzel
Hüttener Kanzel

Die geschnitzte Kanzel ist ein Werk der Zeit um 1600. Schalldeckel und Treppe sind heute nicht mehr angebracht. In 5 Einzelfeldern erkennt man in Reliefdarstellungen (von links nach rechts) die Verkündigung an Maria, die Geburt Christi, seine Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt. Die einzelnen Felder sind durch Säulenpaare eingefasst. Jedes Relief im Kanzelfeld ist architektonisch umrahmt. Man erkennt im Sockelfries und im Gebälkfries Ornamente im sogenannten Rollwerkstil.

Die Orgel

Orgel der Hüttener Kirche
Orgel der Hüttener Kirche

Die Orgel in der Hüttener Kirche hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.
1882 kam eine von dem Tönninger Orgelbauer Färber gearbeitete Orgel in die Kirche.
Diese Orgel wurde 1980 mit Pfeifen der ihrerseits renovierten und erneuterten Orgel der Kirche in Eckernförde-Borby erweitert und mit nun 961 Pfeifen neu in den Dienst genommen. Diese Arbeiten führte der Orgelbaumeister Braukmann aus Leck durch.
Durch diesen Umbau einer bestehenden Orgel mit zum Teil alten Materialien ergaben sich in den folgenden Jahren immer wieder Probleme mit der Funktion und Spielbarkeit des Instruments.
Daher wurde im Frühjahr 2001 durch den Kieler Orgelbauer Paaschen eine Erneuerung der wichtigsten Teile der Orgel vorgenommen:

  • Demontage von Spieltisch und alten Trakturen
  • Montage des neuen Spieltisches
  • Neubau des Spieltischgehäuses
  • Neuer Anschluss der Registermechanik
  • Einbau der neuen Trakturen
  • Arbeiten am Pfeifenwerk mit a) Ausbau der Pfeifen, Pfeifenstöcke und Schleifen, b) Reinigung und Reparatur der Pfeifenstöcke und Schleifen, c) Reinigung, Reparatur und Intonation der Pfeifen
  • Anschließend Wiederaufbau des Pfeifenwerks
  • Stimmung und Kontrolle der Intonation
  • Feineinstellungen an der Spielmechanik

Diese Arbeiten haben ca. 50.000,- € gekostet, von denen nach drei Jahren der Sammlung in der Gemeinde für die Orgelrenovierung ein Drittel (!) durch Spenden finanziert werden konnte.